Dual 721 Typenschild

Restaurieren eines Dual 721 Plattenspielers

Der Dual 721 Plattenspieler funktionierte nicht mehr richtig. Das Antiskating ließ sich nicht einstellen, die Kraft war viel zu hoch. Das führte dazu, dass der Tonarm zu stark nach außen gedrückt wurde und die Nadel nicht mehr in der Rille blieb. Der Plattenspieler sollte wenig gelaufen sein. Mal schauen, ob das stimmt.

Der Plattenspieler arbeitet mit 230V Wechselstrom. Dies ist lebensgefährlich! Arbeiten dürfen nur im spannungslosen Zustand durchgeführt werden.

Dual 721: Bestandsaufnahme

Äußerlich sah der Dual 721 ziemlich gut aus. Nichts war verbogen oder abgebrochen. Er war etwas eingestaubt und die Haube hatte die üblichen Brüche bei den Scharnieren.

Der Motor drehte sich gut und ohne Geräusche. Die Konstanz der Drehzahl konnte ich nicht prüfen, da das Stroboskop nicht funktionierte.

Der Tonarm war leichtgängig, der Lift und selbst die Höhenverstellung funktionierten. Die Automatik konnte ich nicht richtig prüfen, weil die Antiskatingkraft viel zu hoch war. Aber der Arm bewegte sich, wenn auf Start geschaltet wurde.

Reparatur Antiskating Dual 721

Als erstes wird der Plattenteller, das Gewicht (Antiresonator) und der Tonabnehmer entnommen. Um den Plattenspieler aus der Zarge heraus zu nehmen, muss man die drei Transportsicherungsschrauben locker drehen, bis sie sich frei bewegen lassen. Anschließend kann man sie kippen und der Plattenspieler lässt sich aus der Zarge heben.

Das ServiceManual gibt’s hier.

Ich lege den Plattenspieler dann auf dem Kopf in die Zarge. Das klappt ganz gut und der Tonarm liegt geschützt im Inneren der Zarge. Der Übeltäter für das Antiskating Problem war schnell gefunden. Die Scheibe, mit der das Antiskating eingestellt wird, hate einen Riss. Das ist ein bekanntes Problem und betrifft wahrscheinlich irgendwann jeden Dual Plattenspieler, der diese Scheibe hat.

Glücklicherweise gibt es noch Ersatz. Ich habe meine bei Meisterbetrieb C.Noll bestellt und gleich noch einen Steuerpimpel mitbestellt, da der verbaute etwas abgenutzt aussah.

Der Austausch ist leicht. Einfach das Antiskating-Einstellrad festhalten und die Mutter mit einem passenden Schlüssel abschrauben. Die neue Scheibe muss folgendermaßen verbaut werden:

  • Antiskating Einstellung auf „0“
  • Das Loch der Antiskatingscheibe muss dann zum Rand des Plattenspielers zeigen.
  • Zum Schluss kommt wieder ein Klecks Lack auf die Schraube, sodass sie sich nicht von alleine löst.

Ich habe den Plattenspieler anschließend wieder zusammengebaut. Um das Antiskating zu prüfen, muss der Tonarm ausbalanciert werden. Anschließend wird der Lift nach unten gestellt. Bei der Antiskating Einstellung „0“ darf sich der Tonarm nicht von alleine nach außen bewegen. Ab der Einstellung „0,5“ muss er langsam zur Außenseite schwenken.

Reparatur Kurzschließer

Nachdem das Antiskating wieder funktioniert hatte, konnte ich die Automatik prüfen. Sie funktionierte gut. Allerdings ist mir im Betrieb aufgefallen, dass es bei jeder Umdrehung ein tickendes Geräusch gab.

Der Übeltäter war nicht so leicht zu finden. Aber nach einiger Sucherei habe ich festgestellt, dass das gelbe Kurvenrad nicht komplett in die Ruhestellung fährt. Das Zahnrad des Motors tippte dann immer leicht gegen den letzten Zahn des Kurvenrads und das erzeugte dieses Ticken.

Als Ursache konnte ich den Kurzschließer ausmachen. Der war ziemlich verbogen worden. Die Zungen, die das Kurvenrad dann in die Ruhestellung bringen, hatten zu wenig Kraft.

Nachdem ich den Deckel vom Kurzschließer abgebaut hatte, habe ich gesehen, dass die Verdrahtung komplett geändert und die eigentliche Funktion des Kurzschließers deaktiviert wurde. Ich habe alle Kabel abgelötet und dann den Kurzschließer ausgebaut.

Die Kontakte waren ziemlich verbogen. Normalerweise müssten die Kontakte verbunden sein (rot). Das passiert, wenn man versucht die Zungen im eingebauten Zustand nachzubiegen, Glücklicherweise lässt sich das Teil aber zerlegen. Dazu muss die schwarze Hülse abgezogen und die darunter liegende Mutter gelöst werden (grün).

Die verbogenen Zungen werden anschließend mit einer Flachzange gerichtet. Man kann bei der Gelegenheit gleich die Kontakte reinigen. Ich nehme dazu ein mit Kontaktspray getränktes Wattestäbchen.

Am Ende habe ich den Kurzschließer bestimmt fünf mal auseinander und wieder zusammen gebaut. Aber das Ergebnis ist dann gut geworden. Die Kabel vom Tonarm wurden wieder wie vorgesehen angelötet.

Mit einem Multimeter habe ich dann überprüft, ob der Kurzschließer funktioniert. zwischen den den unteren (grün / rot) und oberen (blau / weiß) muss man in der Ruhestellung des Kurvenrads den Innenwiderstand des Tonabnehmers (einige hundert Ohm) messen. Wenn das Kurvenrad aus der Ruhestellung bewegt wird, müssen die beiden Kontakte kurzgeschlossen werden.

Entstörkondensatoren und Motorsteuerung

Ein verbreitetes Problem bei Dual Plattenspielern sind die verbauten Entstörkondensatoren. Die Rifa Modelle aus dieser Zeit machen Probleme. Das Plastikgehäuse bekommt irgendwann Risse und das führt dazu, dass sie explodieren. Das ist nicht schön und stinkt ziemlich.

Beim Dual 721 sind zwei Entstörkondensatoren verbaut. Einer sitzt im Netzschalter. Um ihn zu erreichen, muss eine Schraube entfernt werden. Anschließend kann der schwarze Deckel vom Schalter abgezogen werden. Bei mir ist ein runder Kondensator verbaut. Diese Sorte ist unauffällig und kann verbaut bleiben.

Wenn man den Schalter schon mal geöffnet hat, kann man gleich die Kontakte (grün) mit einem Wattestäbchen putzen.

Im Netzteil sitzt ein weiterer Entstörkondensator. Der Deckel des Netzteils wird seitlich von zwei Schrauben gehalten. Nach Entfernung der beiden kann der Deckel einfach abgezogen werden. Auch hier ist ein runder Kondensator verbaut. Der bleibt drin.

Auf der Platine der Motorelektronik sitzen noch ein paar Elkos. Im Laufe der Zeit können die austrocknen und Probleme machen. Des weiteren sind noch ein paar Tantalkondensatoren verbaut. Diese haben verursachen manchmal Kurzschlüsse. Also habe ich mich entschlossen die zu tauschen.

Die Plastikabdeckung muss dazu abgebaut werden. Sie ist mit zwei Schrauben befestigt. Darunter liegen dann zwei Abstandshalter. Nachdem man die auch entfernt hat, lässt sich die Platine nach oben kippen. Vorsicht: hier gibt es noch einen temperaturabhängigen Widerstand (grüner Pfeil). Der klebt manchmal etwas fest.

C5, C7 und C10 habe ich durch Folienkondensatoren ersetzt. Die passen ganz gut ins Layout und sind ein guter Ersatz für die vorher verwendeten Tantalkondensatoren. Für den Rest habe ich normale Becherelkos mit 105°C verwendet. C3 habe ich auf 1000µF vergrößert.

Motorlager Dual 721 warten

Auf dem Bild oben sieht man die Platte vom unteren Motorlager. Hier kann man das Fett gleich austauschen. Dazu werden die beiden Schrauben mit einem gut passenden Schraubendreher herausgedreht. Die sind manchmal ziemlich fest.

Bei mir sah das Fett noch gut aus. Vielleicht wurde es ja schon mal erneuert. oft ist es aber schon hart und bröselig

Hier sieht man das Gegenstück. Wenn man will, kann man den Motor jetzt noch weiter zerlegen. Ich habe hier aufgehört, da meiner noch ziemlich gut läuft. Im Dual-Board gibt es hierzu einen guten Bericht.

Nach der Reinigung sieht das Lager so aus. Hier sollten keine tiefen Kratzer oder Einlaufspuren zu sehen sein.

Auch die Gegenseite wird gereinigt. Hie eignet sich am besten ein Stück Küchenpapier. Wer möchte kann hier auch Metallpolitur verwenden um die Oberfläche zu glätten. Aber niemals mit einer Feile oder Schleifpapier arbeiten!

Als neues Fett wird ein MoS2 Fett empfohlen. Das gibt es in fast jedem Baumarkt für ein paar Euro und das reicht für hunderte von Plattenspielern.

Abschließende Arbeiten

Die defekte Stroboskoplampe habe ich durch eine ersetzt, die ich noch übrig hatte. Hier kann man aber auch meine LED-Lösung einbauen.

Die Kontakte an Headshell sind oft oxidiert. Zur reinigung eignet sich ein Wattestäbchen mit Kontaktspray. Bei ganz hartnäckigen Fällen kann man auch einen Glasfaserradierer nehmen. Aber Vorsicht: Bei der Verwendung einstehen immer feine Glasspäne. Den Kontakt mit der Haut sollte man vermeiden.

Den Steuerpimpel habe ich ersetzt. Der alte war schon etwas angegriffen. Er funktionierte zwar noch, aber das Ende war absehbar. Der neue Pimpel wird ohne Schmiermittel verbaut. Bei meinem Dual 721 hat ein Vorbesitzer Fett verwendet. Das muss sorgfältig entfernt werden. Das Fett greift den Pimpel an und führt zu einem vorzeitigen Verschleiß.

Dieser Dual 721 ist einer der ersten Serie. Er hat den sogenannten Sägezahnteller, der besser aussieht als der Pickelteller der zweiten Serie (wie bei meinem Dual 704). Man kann mit ihm aber auch nur die Drehzahl von 33 1/3 U/min überprüfen. Um auch 45 U/min zu überwachen gibt es spezielle Stroboskopscheiben.

Der äußere Ring ist für 33 1/3 U/min und 50Hz. Mit Pitch stellt man die Drehzahl des Tellers so ein, dass die Markierungen scheinbar stehen bleiben.

Wenn man jetzt auf 45 U/min umschaltet muss der zweite Ring stehen bleiben. wenn das nicht so ist, kann man das mit R21 auf der Motorsteuerung anpassen.

Beim Test der Automatik ist mir aufgefallen, dass die Nadel die Einlaufrille manchmal verfehlt, da sie zu weit außen aufsetzt. Dies lässt sich mit er oben markierten Schraube korrigieren. Um die Schraube zu erreichen, muss die Geschwindigkeit auf 33 stehen.

Außerdem habe ich bemerkt, dass der Tonarm ziemlich wackelte. Am Anfang hat er das nicht gemacht. Grund war hier das horizontale Tonarmlager. Es war total locker und konnte mit der Hand verdreht werden. Eventuell hat der Vorbesitzer hier versucht das Antiskatingproblem in den Griff zu bekommen.

Die Einstellung ist eigentlich ziemlich leicht. Im Prinzip geht es wie bei einem Konuslager vom Fahrrad. Die Schwierigkeit ist hier wie dort, das Mittelmaß zwischen zu fest und zu locker zu finden.

Ich habe die innere Schraube leicht zugedreht und dann wieder etwas geöffnet. Mit der äußeren Schraube wird dann gekontert. Dual empfiehlt in der Serviceanleitung:

  • Das Spiel sollte gerade noch spürbar sein
  • Der Tonarm sollte bei Antiskatingeinstellung „0,5“ alleine und ohne Hemmung von innen nach außen gleiten

Fazit Dual 721

An dem Gerät war einiges zu tun. Meist sieht man nicht von außen, was einen unter der Haube erwartet. Es waren Standardprobleme vorhanden (Antiskating, Stroboskop). Ein paar Sachen waren verbastelt (Verkabelung, Kurzschließer, Tonarmlager). Glücklicherweise bin ich auf keine unlösbaren Probleme gestoßen. Aber wie heißt es so schön: „Ein Dual Plattenspieler ist nie kaputt, er funktioniert nur nicht richtig“.

Der Dual 721 ist ein technisch ganz hervorragender Plattenspieler. Über das Design lässt sich streiten. Er ist aus der letzten Serie von Dual, die einen Verbau von 1/2 Zoll Tonabnehmern ohne Adapter zulassen. Außerdem lassen sich alle erdenklichen Parameter einstellen:

  • Höhe des Tonarms erlaubt die Verwendung unterschiedlich hoher Tonabnehmer.
  • Die Absenkgeschwindigkeit des Lifts ist einstellbar
  • Die Höhe der Abtastnadel über der Schallplatte
  • Natürlich lässt sich auch die Auflagekraft und das Antiskating einstellen

Dadurch ist der Dual 721 für alle erdenklichen Tonabnehmer geeignet. Die Headshell bietet aber auch die Möglichkeit spezielle Tonabnehmer mit Dual „Klick“ Befestigung zu verbauen. Dieser muss dann nicht justiert werden.

Der originale Shure V15 III-LM ist ein ganz hervorragender Tonabnehmer. Leider war bei der verbauten Pfeifer Nadel der Diamant abgebrochen. Originalnadeln sind nur noch sehr schwer zu finden und dann sehr teuer. Es gibt gute Nachbauten von „Jico“. Aber auch diese sind nicht ganz preiswert. Ich habe mich dann entschlossen eine Nachbaunadel von „Black Diamond“ zu verwenden. Diese macht ihren Job gut, allerdings saß meine etwas locker. Ich habe das viereckige Röhrchen dann vorsichtig im Schraubstock etwas zusammengepresst. Danach saß die Nadel ausreichend fest.

Der Direct Drive Motor ist wartungsarm und sehr laufruhig. Er besitzt zwar noch keine Quarzregelung, hat aber trotzdem sehr geringe Drehzahlschwankungen (± 0,03%). Das Gesamtantriebssystem hat eine Drehmasse von 3kg. Es ist aber auch ziemlich träge. Das merkt man zum Beispiel beim Umschalten von 33 auf 45.

Im Vergleich zum Dual 704 legt der Dual 721 noch eine Schippe drauf. Alles ist etwas massiver gebaut und wirkt etwas hochwertiger. Und natürlich ist die Automatikfunktiion toll, auch wenn ich sie bis dahin nie vermisst habe.

Die kaputte Haube lässt sich kleben. Das wird meist nicht richtig gut und sieht blöd aus. Es gibt auch Nachbauhauben in klar. Das ist definitiv eine gute Alternative zur originalen braunen Haube. Ich habe den Dual 721 in meine Eigenbau Zarge eingebaut. Hier ist kleine Haube vorgesehen.

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert