Ein Fixie hat mich schon länger gereizt. So etwas wollte ich mir allerdings nie neu kaufen. Mir blieb also nur der Selbstbau übrig. Ich habe einen alten Rabeneick Bahnrahmen bekommen. Der gehörte dem Onkel meiner Frau. Er ist mit dem entsprechenden Bahnrad selbst Rennen gefahren. Zur damaligen Zeit war das absolutes Profi-Material und mit das Beste was man kaufen konnte.
Inhaltsverzeichnis
Fixie: Bestandsaufnahme
Als ich den Rahmen abgeholt habe, war er ziemlich verstaubt. Er hing viele Jahre im Keller. Nach einer Reinigung sah er wieder vielversprechend aus. Er hatte keine Beulen. Der Lack und die Aufkleber sind an einigen Stellen abgestoßen. Das ist aber aufgrund des Alters und des vorausgegangenen Renneinsatzes normal. Laut Rahmennummer und tilman-wagenknecht.de stammt er aus den 1940er Jahren. Er ist aus Stahl aber trotzdem nicht schwer. Es handelt sich hier um das Modell 130.
Das Tretlager und den Steuersatz habe ich auseinandergebaut. Das darin enthaltene Fett war ziemlich verharzt. Mit neuem Fett und nach neuer Einstellung laufen die Lager wieder super. Das Tretlager hat eine Keilbefestigung für die Kurbeln. Die Achse ist innen hohl. Das wurde gemacht um Gewicht zu sparen.
Für die weiteren Teile habe ich welche aus neuerer Produktion genommen. Einerseits war mir das Suchen nach Originalteilen zu mühselig, andererseits mag ich den Stilmix.
Fixie zusammenbauen
Vorder- und Hinterradnabe sind Shimano Dura Ace Bahnmodelle. Ich habe sie relativ günstig bekommen. Auch hier wurden die Lager neu gefettet und eingestellt. Das Ritzel hat 18 Zähne. Den original Shimano Lockring habe ich in Japan bestellt. Der kam nach 2 Wochen interessant verpackt bei mir an.
Warum die Nabe schwarz-rot-gold lackiert ist, weiß ich nicht. Die war schon so als ich sie gekauft habe.
Das Einbaumaß hinten beträgt ungewöhnliche 110mm. Die Shimano-Nabe hat aber 120mm. Diesen Unterschied konnte ich durch dünnere Kontermuttern ausgleichen.
Ein schönes Detail sind Metall-Ventilkappen. Sie werden einfach auf das Ventil geschraubt.
Sie sind einfach viel exclusiver, schöner und filigraner als die Teile aus Kunststoff.
Der Steuersatz ist wunderschön. Leider hat auch er ein paar Macken im Chrom von der langen Lagerung im Keller.
Damit man auch vernünftig anhalten kann, habe ich eine Bremse vorne verbaut. Manch einer lässt dieses nützliche Utensil bei seinem Fixie weg. Ich würde das nicht machen, da mir meine Gesundheit wichtig ist. Ich habe die BR-7800 aus der Dura Ace Gruppe von Shimano verwendet. Für mich ist sie eine der schönsten Bremsen und sie bringt eine ordentliche Bremsleistung.
Einen passenden Bremshebel zu finden, war nicht einfach. Das Problem ist das Klemmmaß. Ich wollte den Hebel möglichst nah der Mitte montieren. An der Stelle hat der Lenker einen Durchmesser von 25,4mm. Bei Dia Compe bin ich dann fündig geworden. Das Modell Gold Finger erfüllt genau meine Anforderungen.
Das Kettenblatt hat 48 Zähne und wird durch fünf Schrauben gehalten. Es ist wie die Kurbeln aus Stahl und verchromt. Diese Kurbeln sind sehr filigran gearbeitet und dadurch relativ leicht. Trotzdem sind sie stabil.
Man sollte in jedem Fall Pedalen haben, die den Fuß fixieren, damit man nicht abrutscht. Anderenfalls ist das Fahren bei hohen Geschwindigkeiten ein ziemliches Abenteuer und dazu noch gefährlich. Außerdem kann man mit fixiertem Fuß besser bremsen.
Als Sattel habe ich einen Lohmann Nr. 75b Sattel verwendet. Er ist aus der gleichen Zeit wie der Rahmen und hebt sich schön vom Brooks-Einheitsbrei an.
Eine Klingel darf natürlich auch nicht fehlen. Diese hier sieht echt gut aus und ist schön laut.
Hier noch zwei kleine Details, die zeigen wie schön der Rahmen verarbeitet ist. Diese weißen Linien an den Muffen sehen super aus und das Steuerrohrschild ist der Knaller.
Fazit
Die extrem hohen V-Profil Felgen stehen im krassen Gegensatz zum klassischen Rahmen. Diese sollen baugleich zu den bekannten H Plus Son SL42 Felgen sein. Beim Vorderrad habe ich mich absichtlich gegen radiales Einspeichen entschieden.
Das Fahrrad hat durch den alten Rahmen einige „Kampfspuren“ und man kann erahnen, dass es eine Geschichte zu erzählen hat.
Alles zusammen wiegt das Rad unter 10kg. Das finde ich nicht schlecht für so ein altes Rad. Mit anderen Rädern und einem anderen Sattel lassen sich bestimmt noch ein paar Gramm sparen.
Leider ist mir der Rahmen etwas zu groß. Deshalb sitzt der Sattel so weit unten. Durch meinen langen Oberkörper kann ich das aber ganz gut ausgleichen.
Oft werde ich gefragt, was denn so besonders an einem Fixie ist. Das kann ich so genau nicht beantworten. Das Fahren macht irgendwie Spaß. Es ist ganz anders als mit meinem Stahlrenner. Vielleicht ist es die Rückbesinnung auf das Wesentliche und das Weglassen alles Unnötigen.
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