Ein schwarzer Saba 9260 wartete noch in meinem Keller auf seine Frischzellenkur. Einen silbernen 9260 habe ich schon mal restauriert.
Der Receiver arbeitet mit 230V Wechselstrom. Dies ist lebensgefährlich! Arbeiten dürfen nur im spannungslosen Zustand durchgeführt werden.
Inhaltsverzeichnis
Bestandsaufnahme schwarzer Saba 9260
Das ServiceManual gibt’s hier.
Der Saba funktionierte nicht komplett. Viele Funktionen gingen nicht. Die Digitalanzeige blieb dunkel und das der Tuner funktionierte nicht. Außerdem war er außen ziemlich ramponiert. Die Oberseite hat ziemliche Kratzer. Die Schrift an der Front ist teilweise abgerieben.
Restaurierung schwarzer Saba 9260
Wenn so viele Sachen nicht funktionieren, sollte man als erstes das Netzteil überprüfen. Im Download-Bereich des Saba-Forums gibt es ein „92xx_SpgsVersorgung_Messblatt.doc“. Hier sind alle Spannungen und die dazugehörigen Messpunkte beschrieben.
Schnell war klar, dass der 15V Spannungsregler (rot) defekt war. Nachdem ich ihn ersetzt hatte, funktionierte der Receiver wieder. Allerdings schaltete sich die Digitalanzeige nicht aus, wenn etwas anderes als FM oder AM gewählt wurde. Verantwortlich war hier T611 (grün). Der hatte Durchgang. Nach dem Tausch schalte sich die Anzeige wie gewünscht aus.
Die neuen Teile waren schnell bestellt. Diesmal habe ich mich entschieden auch alle Gleichrichter zu tauschen. Hier muss man auf die richtige Anschlussbelegung achten. Außerdem werden alle Elkos, ein paar Widerstände und Trimmpotis, alle LEDs, alle Glühlampen und zwei Relais ausgewechselt.
Da es die im Saba 9260 verbaute Bauform nicht mehr gibt, muss man bei den beiden Relais etwas tricksen. Ich baue mir da immer eine kleine Adapterplatine, die 1:1 in das ursprüngliche Layout passt. Wie das geht, findet man im Saba-Forum.
Beim Saba 9260 lässt sich AFC nicht komplett abschalten. Dies liegt an dem verbauten elektronischen Schalter vom Typ MC14016 (IS2041, grün). Dieser ist zu hochohmig. Man kann ihn aber gegen einen CD4066 tauschen, welcher niederohmiger ist.
Auf der NF-Grundplatte sitzen noch der Selen-Gleichrichter D2321. Dieser wird durch einen Silizium-Gleichrichter (B80D, grün) mit der gleichen Pinbelegung ersetzt.
Außerdem ist R2227 (rot) etwas unterdimensioniert. Er wird durch einen 1W Metallfilm-Widerstand ersetzt.
Ich habe D2304 und D2314 durch jeweils einen B80C5000 ersetzt. Dieser ist niederohmiger als das Original.
C2233 und C2234 wurden zur Erhöhung der Stabilität der Endstufe entfernt.
Auf dem Präsenz Modul sitzen ein paar Elkos. Die werden gewechselt.
Beim Flip-Flop Modul gibt es nichts zu tun. Hier reicht es, wenn man mal Staub wischt.
Am Netzteil wurden einige Veränderungen vorgenommen. Alle Elkos wurden gewechselt. Ein neues Relais wurde verbaut. Außerdem sind alle Gleichrichter und das Trimmpoti neu. Die Sicherungs-Widerstände habe ich durch Sicherungen ersetzt. Für R601 kommen 1A träge und für R641 kommen 315mA träge zum Einsatz.
Beim Mono Stumm Modul werden ein paar Elkos getauscht. Außerdem ist ein Trimmpoti neu. Dies ist ein zweipoliges Teil. So etwas ist schwer zu beschaffen. Ich habe einfach den Mittelanschluss eines dreipoligen Potis so gebogen, dass ich in an einer Seite anlöten kann.
Auf dem AM ZF Modul sitzen ein paar Elkos. Die sind jetzt neu.
Auf den beiden Treiber Modulen wurden auch alle Elkos getauscht. Außerdem gab es ein paar Modifikationen, die der Stabilität der Endstufe zugute kommen. R1111 wurde durch einen 4,7kOhm Metallfilm-Widerstand ersetzt. Für C1122 kamen 330pF zum Einsatz. Die beiden Trimmpotis wurden erneuert. Die alten fallen gerne mal aus und reißen dabei die Endstufe mit in den Tod.
Auf dem Stereo Decoder, dem FM ZF Modul, dem Bandpass Modul, dem NF Filter Modul und dem Abstimm Modul wurden nur die Elkos getauscht.
Das Relais Modul wurde überarbeitet. Die Elkos sind neu. C686 wurde auf 100µF vergrößert. Dadurch macht das Relais erst nach ca 2 Sekunden klick. Dadurch knallt es beim Einschalten nicht so aus den Boxen.
Auf der Rückseite sind zwei LR-Glieder aufgelötet. Das ist eine Parallelschaltung aus einer 2,2µH Drossel und einem 2,2Ohm Widerstand. Damit wird ein Schwingen der Endstufe bei schwierigen Lautsprechern verhindert.
Die Linear Module, der FM Tuner und das Phono Modul erhalten ebenfalls neue Elkos.
Um an das Klangmodul zu kommen, wird die komplette Frontplatte abgebaut. Dahinter liegen dann die Befestigungsschrauben. Anschließend können auch hier die Elkos getauscht werden.
Das Endstufen Modul bekommt neue Trimmpotis. Die alten gehen gerne mal kaputt und zerstören damit die Endstufe. Da man hierfür das Endstufen Modul vom Kühlkörper abschrauben muss, kann man hier gleich neue Wärmeleitpaste spendieren.
Die Tipp Tastenplatte bekommt neue LEDs, da die alten zu dunkel oder gar nicht mehr geleuchtet haben. Außerdem wird R3154 gegen einen 1W Metallfilm-Widerstand gewechselt. Dieser sollte so montiert werden, dass er zur besseren Kühlung nahe an der Frontplatte ist.
Nachdem alle LEDs neu waren, leuchtete die LED vom „UKW-Kanal“ nicht. Hier kam keine Spannung an. Ein kurzer Blick in den Schaltplan zeigt, dass es nur an R2074 oder IC2071 liegen kann. Der Widerstand war in Ordnung. Also kam hier wieder ein neuer CD4066 (grün) als Ersatz für IC2071 zum Einsatz. Um da dran zu kommen muss allerdings der Zähler ausgebaut werden. Danach funktionierte die LED wieder.
Den DC Offset kann man an Anschluss 3 und 4 der Endstufe messen. Mit P1103 (Treiber Modul, grün) kann man diesen einstellen. Er sollte möglichst 0V betragen
Mit P1142 (grün) wird der Ruhestrom (Bias) eingestellt. Gemessen wird er an den speziell dafür vorgesehenen Messpunkten auf dem Endstufen Modul. Hier sind 13-17mV gefordert.
Hier sieht man die kleine Ausbeute. Es wurden 103 Elkos, zwei Keramikkondensatoren, 7 Trimmpotis, 6 Gleichrichter, zwei Relais, 26 LEDs, 6 Widerstände, zwei Sicherungs-Widerstände, vier Glühlampen, zwei ICs, drei Transistoren und ein Netzkabel inklusive Zugentlastung ausgetauscht. Außerdem wurden zwei Folienkondensatoren komplett entfernt.
Fazit
Das Gehäuse und die Knöpfe habe ich mit einer Waschmittel-Lauge gereinigt. Damit geht der Dreck sehr gut ab. Die Kratzer werden dadurch aber nicht entfernt.
Das Netzteil, die beiden Endstufen und das Mono-Stumm-Modul wurden neu abgeglichen. Dies war notwendig, da hier die Trimmpotis gewechselt wurden.
Bei diesem schwarzen Saba 9260 war ziemlich viel kaputt. Aber durch die Modulbauweise lässt er sich sehr gut reparieren.
Technisch ist er wieder fit. Äußerlich ist er, aufgrund der vielen Kratzer, gar nicht schön. Als Radio im Bastelkeller ist er ideal.
Update
Nach dem Einschalten war die Empfangs-Feldstärke auf UKW sehr gut. Dies änderte sich nach ein paar Minuten, die Feldstärke fiel sehr stark. Durch einen versuchsweisen Modultausch konnte ich den Fehler auf den FM-Tuner eingrenzen. Also habe ich mir einen Ersatz FM-Tuner besorgt. Dieser passte aber vom Abgleich nicht zum Rest. Also musst der Alte repariert werden.
Meist werden solche Fehler durch kalte Lötstellen oder defekte Halbleiter hervorgerufen. Ein komplettes Nachlöten führte nicht zum erhofften Erfolg. Auch ein vorsichtiges Abklopfen der Platine brachte keine Änderung. Also konnte ich kalte Lötstellen ausschließen.
Ein Nachmessen der im Service Manual angegebenen Spannungen zeigte keine Auffälligkeiten. Auch eine Kältespray-Behandlung der einzelnen Halbleiter brachte keine Änderung.
Also wurden die Halbleiter nach und nach auf Verdacht ausgewechselt. Als Erstes hatte ich die beiden vierpoligen FETs im Verdacht. Aber der Tausch zeigte, dass meine Vermutung falsch war. Anschließend habe ich T258 und T259 (grün) gewechselt. Ich konnte es kaum glauben, einer der beiden Transistoren (rot) war die Ursache. Jetzt empfängt der Saba wieder so wie er soll.
Der Tuner ist echt unglaublich. Die Empfangsleistung ist extrem groß. Das ist das Beste, was ich jemals hatte. So viele rauschfreie Stereo-Sender bekomme ich sonst mit keinem Tuner rein.
Teileliste Saba 9260
Nachdem in letzter Zeit viele Anfragen bezüglich der Teileliste gekommen sind habe ich mich entschlossen, diese als Download zur Verfügung zu stellen. Eingekauft habe ich bei Conrad.
- Seite 1 enthält alle Kondensatoren mit den Bestellnummern. Hier habe ich bei manchen Kondensatoren eine höhere Spannungsfestigkeit gewählt, da die originale nicht verfügbar war.
- Seite 2 enthält die restlichen getauschten Teile.
- Die dritte Seite beschreibt die durchgeführten Modifikationen.
- Die restlichen Seiten enthalten die einzelnen Platinen und die getauschten Teile.
Die Listen ist schon ein paar Jahre alt. Es kann also gut sein, dass die Teile unter der Bestellnummer nicht mehr lieferbar sind, bzw. dass sich die Preise geändert haben. Auch würde ich die Potis / Trimmer im HF-Teil nicht wechseln, wenn es keine Möglichkeit zum Abgleich gibt.
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