Nach einer gewissen Betriebsdauer ist aufgefallen, dass die Potis beim HH Scott R75S Receiver heftig kratzen. Dies war abhängig von der gewählten Quelle. Außerdem hat der Receiver beim Einschalten Geräusche wie ein Wasserfall gemacht. Beides deutet auf defekte Elkos hin. Im Zuge dieses Umbaus wurden alle Elkos durch entsprechende 105°C Typen ersetzt.
Der Receiver arbeitet mit 230V Wechselstrom. Dies ist lebensgefährlich! Arbeiten dürfen nur im spannungslosen Zustand durchgeführt werden.
Das ServiceManual gibt’s hier.
Inhaltsverzeichnis
HH Scott R75S: Bestandsaufnahme
Der HH Scott R75S ist sehr wartungsfreundlich aufgebaut. So sind die meisten Leiterplatten gesteckt und können leicht ausgebaut werden. Bei den Endstufen muss man aber vorsichtig sein, da ein Kontakt verlötet ist. Dieser muss also vor dem Ausbau der Platine mit dem Lötkolben warm gemacht werden.
Wartung
Als erstes kam das Netzteil dran. Hier war ein Kondensator geplatzt. Bevor der neue Elko eingebaut wird, muss erst die Leiterplatte vom ausgelaufenen Elektrolyt befreit werden.
Hier sieht man die Endstufenplatine. Im Receiver gibt es davon zwei Stück. Hier waren viele axiale Elkos verbaut. Diese habe ich durch radiale Typen ersetzt.
Auf der AM IF Verstärkerplatine sind die Elkos nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Das sind so kleine schwarze rechteckige Plastikteile. Zuerst habe ich sie für Transistoren gehalten, aber die haben ja drei Beinchen.
Auf der Vorverstärkerplatine kann man schön den Größenunterschied zwischen den neuen und den alten Elkos erkennen. Achtung: Der Bestückungsaufdruck von C5 und C105 auf der Platine ist falsch. Auf dem Bild oben sind sie verkehrt herum eingebaut!
Auf dem Multiplexer gibt es wieder Kondensatoren in merkwürdigen Formen. Der eine ist sechseckig und der andere sieht aus wie eine Diode.
Der IF Verstärker bringt keine Überraschungen mit sich.
Die Tonregelung ist leider nicht gesteckt. Sie kann aber, wenn alle Potis abgeschraubt sind nach hinten gekippt werden.
Die beiden großen Kondensatoren, die für die Siebung der Versorgungsspannung der Endstufen verantwortlich sind, haben einen Durchmesser von 35mm. SnapIn Elkos mit den Originalwerten von 5000µF, 50V sind kleiner. Ich habe deshalb 6800µF, 68V verbaut. Die passen vom Durchmesser, sind aber nur halb so lang, wie das Original.
Auf der Unterseite des Chassis befinden sich noch drei Elkos. Für die zwei rot markierten habe ich einfach an der gleichen Stelle neue Kondensatoren eingebaut. Scott hatte für den großen 1000µF, 55V schon eine Stelle auf der Endstufenplatine vorgesehen. Da dort aber nur Platz für einen Kondensator mit 12mm Durchmesser ist, wurde dieser auf die Unterseite verbannt. Außerdem gibt es noch eine Diode, die direkt von einem der großen SnapIn Elkos zu diesem Kondensator führt. Für diese Diode ist auch ein Platz auf der Endstufenplatine reserviert. Den Elko und die Diode habe ich grün markiert.
In der Zwischenzeit gibt es Elkos mit 12mm Durchmesser in dieser Kapazität. Es kann also die von Scott ursprünglich vorgesehene Bestückung umgesetzt werden. Auf dem ersten Bild sieht man den Größenunterschied. Für die Diode habe ich jeweils eine 1N4004 verwendet. Die Stellen, wo die Teile dann auf der Endstufenplatine sitzen müssen, habe ich auf dem zweiten Bild markiert. Natürlich muss dann das ganze Geraffel auf der Unterseite des Chassis entfernt werden.
Fazit
Das Nachmessen der Kondensatoren hat gezeigt, dass sie teilweise weit außerhalb der Toleranz lagen. Manche hatten fast die doppelte Kapazität. Nach dem Tausch der Kondensatoren ist das Kratzen der Potis verschwunden. Außerdem macht der Receiver auch fast keine Einschaltgeräusche mehr. Die Geräusche, die noch vorhanden sind, kommen vom nicht vorhandenen Lautsprecherschutzrelais. Die Operation ist also gelungen, der Patient lebt noch.
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