Die bei meinem Liteville 4-One verbauten SRAM Force Bremsen verrichten ihren Dienst ganz gut, vor allem wenn man bedenkt, wo ich hergekommen bin. Bis dahin bin ich Felgenbremsen gefahren, wie zum Beispiel an dem Principia Gaia. Aber nach einiger Zeit mit Scheibenbremsen, gab es doch Dinge, die mich genervt haben. Dies brachte mich auf die Hope RX4+ Bremszangen, die mit den SRAM Bremshebeln kompatibel sind.
Inhaltsverzeichnis
Entscheidung für Hope RX4+
Folgende Dinge haben mich an den SRAM Force Bremsen gestört:
- Geräusche: Ich habe es nie geschafft, die Bremsen ruhig zu bekommen. Da hat immer was gequietscht. Reinigen der Bremsscheibe und abschleifen der Beläge hat kurzzeitig Besserung gebracht. Organische Bremsbeläge haben ein bisschen geholfen.
- Leerweg oder auch Lüftspiel: Der Bremshebel musste sehr nah in Richtung Lenker gezogen werden, damit eine Verzögerung stattfand. Das war so weit, dass ich mir die Finger klemmen konnte, wenn ich nicht aufgepasst habe.
- Fading: Bei längeren Abfahrten ist es mir hin und wieder passiert, dass die Bremsleistung nachgelassen hat.
- Optik: Die Force Bremssättel sind nicht wirklich chic.
So bin ich auf die Suche nach Alternativen gegangen und schließlich bei Hope gelandet.

Die Hope RX4+ Bremssättel sind für den Einsatz an Rennrädern und Gravel-Bikes entwickelt worden. Sie bestehen aus einem CNC-gefräste Monoblock. Einen speziellen Bremshebel gibt es hierfür nicht, man fährt sie mit den originalen SRAM Bremshebeln.

Der Bremssattel hat vier Kolben in unterschiedlicher Größe. Das „D“ auf dem Deckel steht für DOT. Es gibt auch eine Mineralölausführung. Diese ist mit einem „M“ gekennzeichnet.
Die Hope RX4+ Bremssättel sind in verschiedenen Farben erhältlich. Ich habe mich für schlichtes Schwarz entschieden.

Auf dem Bild kann man gut den einteiligen Aufbau des Bremssattels erkennen. Aber jetzt kommt die Qual der Wahl, Hope bietet verschiedene Befestigungsversionen an, aber hier gibt es natürlich Hilfe. Im Brake Mount Identification Chart findet man alle notwendigen Informationen. Ich habe folgende Teile bestellt:
- Hope RX4+ flat mount front +20 (HBSPC72)
- Hope RX4+ flat mount (HBSPC71)
Leider ist bei der Bestellung im Fahrradladen etwas schiefgegangen und es wurde zweimal die HBSPC71 bestellt. Dies war aber kein Problem, da ich für vorne noch einen Adapter hatte.

Natürlich wollte ich auch die passenden Bremsscheiben montieren. Der Road Centrelock Rotor ist eine schwimmend gelagerte Bremsscheibe und sieht dazu noch höllisch gut aus.
Demontage und Montage
Als Werkzeug benötigt man neben den üblichen Imbus-, Torx- und Gabel-Schlüsseln noch einen Centerlock-Schlüssel und einen Bremsleitungs-Cutter. Weiterhin benötigt man DOT 5.1 Bremsflüssigkeit.
Es ist wichtig, penibel auf Sauberkeit zu achten. Zum einen ist die verwendete Bremsflüssigkeit aggressiv und kann lackierte Oberflächen angreifen. Zum anderen kann sie auch Flecken auf dem Fußboden hinterlassen. Am besten legt man ein großes Stück Pappe unter und legt sich eine Rolle Küchenpapier bereit.
Die Bremsscheibe und die Bremsbeläge darf man nicht mit bloßen Fingern anfassen. Der Fettfilm der Haut kann am Ende dazu führen, dass die Bremse quietscht. Ich trage da immer saubere Handschuhe.
Die Bremsleitungen werden abgeschnitten und etwas anders verlegt. Man sollte vorher überprüfen, ob die Leitungen lang genug sind. Bei mir waren sie am Ende 2cm kürzer. Das hat gereicht.

Der alte SRAM Bremssattel muss als erstes entfernt werden. Zuerst muss das Laufrad raus. Anschließend werden die Bremsbeläge demontiert. Damit nicht so viel Bremsflüssigkeit aus dem Bremsschlauch läuft, habe ich das Fahrrad so im Montageständer eingespannt, dass das Ende der Bremsleitung höher liegt als der Bremshebel.
Als nächstes wird die Mutter, die die Bremsleitung befestigt rausgedreht. Hier kann es passieren, das etwas Bremsflüssigkeit austritt. Wenn die Bremsleitung ab ist, kann der Bremssattel abgeschraubt werden.

Der alte Anschluss der Bremsleitung ist nicht kompatibel mit dem Anschluss der Hope RX4+. Deshalb muss er abgeschnitten werden. Ich habe hierfür ein scharfes Cuttermesser verwendet. Damit konnte ich die Leitung möglichst lang lassen. Die Bremsleitung sollte aber anschließend noch einmal mit einem Bremsleitungscutter abgeschnitten werden, damit das Ende schön gerade ist. Auch hier habe ich nur etwa 2mm abgeschnitten.
Wenn die Bremsleitung vorbereitet ist, werden die Abdeckhaube und die Olive aufgefädelt.

Als letztes wird der Messingeinsatz in die Bremsleitung gepresst. Das geht ziemlich schwer. Manchmal hilft es, die Bremsleitung etwas mit einer Ahle zu weiten. Auf keinen Fall darf hier die Bremsleitung mit einer Zange festgehalten werden. Schnell hat man sie zusammengedrückt und beschädigt. Am Ende war der Messingeinsatz komplett eingeschoben und mein Daumen hat tagelang geschmerzt.

Jetzt kann der Bremssattel provisorisch montiert werden und die Bremsleitung wird angeschraubt. Dabei darf die Messingunterlegscheibe nicht vergessen werden. Durch das Festschrauben wird die Bremsleitung verdreht. Deshalb sollte man nach diesem Schritt den Bremssattel nochmal vom Rahmen oder der Gabel demontieren und entsprechend zurückdrehen.
Richtig entlüften
Auffällig ist, dass bei jedem Bremssattel nur eine Spritze dabei ist. Zum Entlüften braucht man aber zwei Spritzen. Das bedeutet, dass man immer zwei Bremssättel kaufen muss, um entlüften zu können.
Es gibt ein tolles Video, das den Entlüftungsprozess sehr genau beschreibt. Es ist auf Englisch, aber die Bilder sprechen für sich. Wenn man sich penibel daran hält, bekommt man die Hope RX4+ Bremse sehr gut entlüftet.
Allerdings funktioniert das nur an der vorderen Bremse gut. Die hintere Bremse bekommt man so nicht entlüftet.

Grund dafür ist, dass die Entlüftungsöffnung des Bremssattels nicht am höchsten Punkt der Bremse ist. Somit kann die Luft nicht herausgepresst werden. Man könnte jetzt das Fahrrad drehen, sodass es wieder passt, aber dann ist der Bremshebel in der falschen Stellung und er kann nicht entlüftet werden.

Des Rätsels Lösung ist, den Bremssattel vom Rahmen abzuschrauben und ihn dann in die richtige Stellung zu drehen. Dann klappt das Entlüften problemlos.

Bevor man das System komplett zumacht (Entlüftungsschraube vom Bremshebel), müssen die Kolben vom Bremssattel komplett eingeschoben werden. Wenn man das vergisst, bekommt man die Bremsbeläge nicht mehr eingebaut.
Abschließende Arbeiten
Nach dem Entlüften werden die Bremshebel und die Bremssättel noch gründlich gereinigt. Hierfür ist Bremsenreiniger und ein sauberer Lappen gut geeignet.

Die Bremsscheibe hat eine Centerlock Befestigung. Um diese zu lösen, benötigt man ein spezielles Werkzeug. Der Tretlagerschlüssel TL-FC32 von Shimano passt hier auch.

Das Rad kann jetzt wieder eingebaut und der Bremssattel eingestellt werden. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten:
- Die klassische Methode: Bremssattel leicht lockern, Bremsbeläge einsetzen und bei gezogener Bremse wieder festziehen.
- Nach Optik: der Bremssattel wird nach Augenmaß ausgerichtet.
- Mit einer Einstellehre: Hope bietet ein 3D-Modell hierfür an.
Hope rät von der klassischen Methode ab. Sie führt dazu, dass der Bremssattel nicht mittig über der Bremsscheibe sitzt.
Die Einstellung nach Optik funktioniert ganz gut, ist aber am Hinterrad schwierig, weil man nicht überall senkrecht auf den Bremssattel schauen kann. Da ist immer irgendwo eine Strebe vom Rahmen im Weg. Man kann sich mit einem Spiegel behelfen, aber am Ende fehlt mir dann immer mindestens eine Hand, um alles festhalten zu können.

Wenn man die Möglichkeit hat, einen 3D-Drucker zu nutzen, kann man sich das Caliper alignment Tool ausdrucken. Dies macht das Einstellen sehr leicht. Es wird in den Bremssattel geklemmt und zentriert ihn über der Bremsscheibe. Wenn der Sattel dann festgeschraubt wird, sitzt er exakt parallel und mittig.
Das Einsetzen der Bremsbeläge mit der Feder ist etwas fummelig. Wichtig ist, dass die Feder sich in der Mitte befindet. Ich habe die roten Beläge verwendet, weil sie die besten Allround-Eigenschaften besitzen.
Anfänglich war die Bremse nicht schleiffrei. Das lag zum einen daran, dass die Kolben links und rechts ungleichmäßig herausgekommen sind. Dies lasst sich leicht korrigieren, indem man den Bremsbeläge vorsichtig in die richtige Richtung drückt, bis sie auch zentriert sind. Außerdem muss sich der Bremsbelag noch an die Bremsscheibe anpassen. Nach ein paar Kilometern, hat sich das erledigt und es schleift nichts mehr.
Bei meinem Hinterrad hat die Außenkante der Bremsscheibe leicht am Bremssattel geschliffen. Ich habe einfach jeweils eine Unterlegscheibe zwischen Bremssattel und Rahmen montiert.
Fazit Hope RX4+
Die Hope RX4+ ist eine ganz vorzügliche Bremse. Sie sieht hervorragend aus und verzögert unglaublich gut. Es ist problemlos möglich aus der Bremsgriffposition, das Hinterrad abheben zu lassen. Trotz der enormen Bremsleistung, geht die Dosierbarkeit nicht verloren. Der Leerweg ist jetzt viel geringen. Das macht die Bremse gefühlt viel direkter.
Nach der anfänglichen Begeisterung vergisst man ganz schnell, dass man neue Bremsen hat. Das ist aus meiner Sicht ein gutes Zeichen. Es zeigt wie gut und problemlos die Bremse funktioniert.
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