Wenn einem ein Lautsprecher wie die MBL 321 über den Weg läuft, wäre es Frevel ihn ziehen zu lassen. Im Internet findet man über diese Boxen sehr wenig. Aber das Wenige ist durchweg positiv. Ich habe ein paar Informationen vom sehr hilfsbereiten MBL Customer Support erhalten. Die Box wurde von 1988 bis 2000 produziert, meine stammt aus dem Jahr 1995. Die Stückzahlen waren relativ gering (weniger als 100 pro Jahr). Im Laufe der Zeit gab es immer mal wieder Änderungen an den verwendeten Bauteilen. Der Charakter der Box hat sich dadurch aber nicht geändert.
Inhaltsverzeichnis
Bestandsaufname MBL 321
Die erste Untersuchung hat ergeben, dass alle Chassis noch spielen. Leider waren beide Kalotten der Hochtöner eingedrückt. Auch gab es im Lack ein paar kleine Blessuren. An einer Stelle schaute das Holz durch. Auch die Bespannung war etwas schmutzig. Sie ist hellgrau, da fällt Dreck sehr gut auf. Auch fehlt eins der MBL Schilder.
Hochtöner ausbeulen
Kalotten von Hochtönern scheinen eine magische Anziehung auf menschliche Finger zu haben. Schnell ist sie eingedrückt und kommt dann nicht mehr von alleine wieder raus. Die Kugelform der Kalotte ist aber wichtig für ihre Stabilität. Sie verformt sich dadurch nur wenig, wenn sie schwingt. Ist sie eingedrückt, fehlt diese Stabilität.
Im Internet findet man viele Anleitungen, wie man diese Kalotte ausbeulen kann. Das Ausbeulen funktioniert aber nur bei Gewebekalotten ganz gut. Alukalotten bekommt man so nicht wieder glatt.
Die beste Lösung ist, sie zu ersetzen. Bei manchen Hochtönern ist das einfach möglich. Allerdings ist in der MBL 321 der Dynaudio D28/2 verbaut. Seine Kalotte ist leider nicht selbst zentrierend. Damit ist es beim Zusammenbau fast unmöglich, die Spule mittig im Spalt zu positionieren.
Die zweite Möglichkeit ist, die Kalotte mittels Unterdruck herauszusaugen. Manche machen das mit dem Staubsauger, andere mit dem Mund. Mir war das zu riskant, da ich nicht beobachten kann was passiert.
Deshalb habe ich mich für die Klebeband-Methode entschieden.
Hierfür klebt man ein Stück Klebeband vorsichtig auf den eingedrückten Teil der Kalotte und zieht sie damit heraus.
Beim ersten Versuch habe ich normalen Tesafilm genommen. Dieser klebt nicht stark genug. Ein weiterer Versuch mit doppelseitigem Klebeband hat dann funktioniert. Es klebt viel stärker. Ich habe auch gelesen, dass Gaffa Tape gut funktionieren soll.
So richtig glatt war die Oberfläche der Kalotte dann noch nicht. Man konnte gut die Falten erkennen. Ich habe sie dann eine Weile geföhnt. Die warme Luft erweicht die Oberfläche und die Falten verschwinden. Schlussendlich ist nur eine kleine Beule übrig geblieben (siehe Bild). Damit kann ich gut leben.
Lack aufarbeiten
Der Lack hatte an manchen Stellen Flecken und farbige Striche. Auch gab es eine kleine Stelle, wo er ganz abgeplatzt war.
Als erstes habe ich ihn mit einer Seifenlauge gereinigt. Aber hier ist weniger mehr. Oft sind die Gehäuse aus MDF und quellen bei Feuchtigkeit auf.
In meinem Keller habe ich noch eine Farbe gefunden, die ziemlich gut passt. Damit lies sich die Stelle gut und unauffällig ausbessern.
Leichte Kratzer und Verfärbungen lassen sich mit einem Lackreiniger aus dem KFZ Zubehör entfernen. Hier sollte man aber nicht punktuell, sondern großflächig arbeiten.
Das Wachs versiegelt die Oberfläche und gibt einen schönen Glanz. Lackreiniger und Wachs hatte ich mir für mein Fixie besorgt und hatte da schon gute Erfolge.
Hier sieht man die ausgebesserte Stelle. Sie ist kaum sichtbar. Das liegt aber auch daran, dass der Lack matt ist. Bei einer Hochglanzlackierung würde man die ausgebesserte Stelle besser sehen.
Bespannung reinigen
Die Bespannung hatte einige Flecken und roch etwas merkwürdig. Der Rahmen auf dem die Bespannung aufgezogen ist, ist aus lackiertem Holz. Dadurch ist er unempfindlich gegen Feuchtigkeit.
Die Bespannung habe ich mit Bref eingesprüht. Die Flasche hat eine Schaumdüse. So haftet der Reiniger besser auf der Oberfläche. Nach ein paar Minuten habe ich alles unter der Dusche abgespült. Nach dem Trocknen, war der Stoff wie neu.
Eins dieser MBL Schilder hat gefehlt. Ich habe dann einfach den Customer Support von MBL angeschrieben. Sie haben mir kostenlos zwei neue Schilder zugeschickt. Was für ein super Service!
Das Schild ist selbstklebend. Nach Abziehen der Schutzfolie, lässt es sich einfach aufkleben.
Fazit MBL 321
Die MBL 321 ist eine ganz wundervolle Box. Sie ist nie nervig. Für ihre Größe (180x350x250mm, 8,5kg) hat sie einen erstaunlichen Bass. Kein Wunder, dass sie überall so gelobt wird. In der Audio 7/88 und 12/95 wurde sie getestet und erreichte 61 Punkte und das Prädikat Oberklasse.
Äußerlich sieht die MBL 321 wie eine Zweiwege-Box aus. Technisch ist sie eine Dreiwege-Box. Der Tieftöner hat eine Doppelschwingspule. Jede Spule hängt an einem anderen Zweig.
Es gibt verschiedene Versionen der Box. Die erste Serie hatte einen Dynaudio D28 AF Hochtöner, der Tieftöner kam von Focal (wahrscheinlich 5N402DB). Die Rückwand war verschraubt und das Terminal konnte keine Bananenstecker aufnehmen. Spätere Versionen hatten einen Dynaudio D28/2 und einen selbst entwickelten Tieftöner. Die Rückwand war verklebt und das Terminal hat Löcher für Bananenstecker. Es gab bestimmt noch andere Änderungen.
Den Neupreis von 2400DM für das Paar merkt man der Box an. Alles ist ein bisschen wertiger als bei meiner T+A Stratos P11.
Das Anschlussterminal sieht unspektakulär aus. Es kann aber sehr große Querschnitte aufnehmen. Außerdem kann man auch Bananenstecker verwenden. Ich verwende Hohlbananas von Nakamichi. Die gibt es für kleines Geld und sie halten sehr gut.
Die MBL 321 wird in jedem Fall bei mir bleiben. Sie ist der beste Lautsprecher, den ich bisher hatte. Sie ist schön kompakt und durch die weiße Farbe wirkt sie sehr modern.
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